VIA REGIA (2010-2013)
Wege und Straßen waren schon immer ein lebendiger Beweis der menschlichen Neugierde, des Austauschs untereinander und des Lernens voneinander. Die 4500 km lange und an die 2000 Jahre alte Fernhandelstrasse, welche sich von Kiew, Ukraine im Osten bis in das spanische Santiago de Compostela erstreckt, wurde nicht nur von Kaufleuten genutzt, auch Könige und Kaiser bereisten sie, Feldherren führten Armeen durchs Land, berühmte Künstler folgten ihr, Vagabunden und Bettler ließen sich von ihr an andere Orte führen und schufen so ein Geflecht aus Räumen der Erinnerung. Vages erfährt durch sie Kontur und der Weg ist ihr leitendes Argument. Kriege, Vertreibung, Krankheit lassen die Bedeutungsvielfalt der Straße erahnen. Doch sie war auch immer Raum für die Vielfalt europäischer Kulturen, des freien Geistes und der Künste.
Die fotografische Reise von Maciej Staszkiewicz entlang der alten und geschichtsträchtigen „Königsstraße“ – heute größtenteils als Autobahn ausgebaut – führt durch die Ukraine, Polen, Deutschland und Spanien und markiert Punkte der Begegnung mit einfachen Menschen und Orten. Deutlich wird an der Via Regia vor allem, wie schnell sich Dinge verändern. Mit eindrucksstarken Bildern werden diese wandelbaren Gegenden unserer gemeinsamen europäischen Herkunft beleuchtet, wobei der Blick besonders der Lebensgeschichten der einzelnen Menschen gewidmet ist. Es geht um eine Schaffung von Räumen der Entschleunigung, in denen Geschichten jedweder Art Platz finden, und so erzählt die Bildreihe nicht nur von Dorfpriestern in einem polnischen Dorf der Ukraine und alten Witwen, sondern auch von Begegnungen mit Obdachlosen, Aussteigern in den Bergen Nordspaniens und von Kleinkriminellen in Krakau. Eine fotografische Spurensuche nach der Einfachheit, der Nähe zum Land und seinen Bewohnern.
VIA REGIA (2010-2013)
Roads and paths have always been a vivid testament to human curiosity, exchange, and learning from one another. The 4,500 km long trade route, approximately 2,000 years old, stretches from Kyiv, Ukraine, in the east to Santiago de Compostela in Spain. This route was not only used by merchants; it was also traveled by kings and emperors, military leaders led armies across it, famous artists followed its course, and vagabonds and beggars were guided to new places, creating a web of spaces filled with memories. The vague takes shape through it, and the journey becomes its guiding theme. Wars, displacement, and illness hint at the rich diversity of meanings associated with the road. Yet it has always been a space for the variety of European cultures, free spirits, and the arts.
Maciej Staszkiewicz's photographic journey along the ancient and historic "Königsstraße"—now largely developed into a highway—takes us through Ukraine, Poland, Germany, and Spain, marking points of encounter with everyday people and places. The Via Regia particularly reveals how quickly things can change. With striking images, it highlights these mutable areas of our shared European heritage, focusing especially on the life stories of individual people. It aims to create spaces for deceleration, where stories of all kinds can find their place. Thus, the series not only tells of village priests in a Polish village in Ukraine and elderly widows but also of encounters with homeless individuals, dropouts in the mountains of northern Spain, and petty criminals in Krakow. It is a photographic exploration of simplicity, closeness to the land, and its inhabitants.
§11 (2020 - ongoing)
„Reise, Reise“ heißt es, wenn ein Geselle auf Wanderschaft geht. Mit Stenz (Stock), Deckel (Hut) und „Charly“ (kurz für „Charlottenburger“, einem Stofftuch, in dem er sein Hab und Gut trägt) ausgestattet, zieht er los. Die Handwerkstradition aus dem Mittelalter, auch Tippelei genannt, hat bis heute Bestand. Der Brauch, damals noch Pflicht für jeden Gesellen, der Meister werden wollte, ist stetig im Wandel. Durften über die Jahrhunderte hinweg nur Männer auf die Walz, gibt es heute zwei Schächte, die Frauen losbringen.
Doch wer sind diese „Fremden“ wie sie traditionell genannt werden, die ihr zu Hause verlassen, ausgestattet mit ein paar Habseligkeiten, die durch die Länder ziehen, um ihr handwerkliches Geschick zu verfeinern und dabei sich selbst und die Welt kennenzulernen? Die sich alten Bräuchen unterziehen, sich mit Wortfetzen aus einem Kauderwelsch aus Rotwelsch, Jiddisch und Plattdeutsch unterhalten, damit sie nicht von jedem sofort verstanden werden und bei jedem Wetter in schwerer, schwarz-weißer Cord-Kluft auf den Straßen unterwegs sind, als kämen sie aus einer anderen Zeit.
§11 (2020 - ongoing)
“Reise, Reise” it is said when a journeyman sets off on his wanderings. Equipped with a stick (Stenz), a hat (Deckel), and “Charly” (short for “Charlottenburger,” a fabric cloth in which he carries his belongings), he embarks on his journey. The craft tradition from the Middle Ages, also known as “Tippelei,” still exists today. This custom, once mandatory for every journeyman aspiring to become a master, is constantly evolving. While historically only men were allowed to wander, today there are two paths that allow women to join as well.
But who are these “foreigners,” as they are traditionally called, who leave their homes with just a few possessions, traveling through countries to refine their craft and learn about themselves and the world? They adhere to old customs, communicating in snippets of a mixed language combining Rotwelsch, Yiddish, and Low German, so they are not immediately understood by everyone. Clad in heavy black-and-white corduroy outfits, they walk the streets as if they come from another time, braving all kinds of weather.
Bakhtiari - Nomaden im Iran (2012)
Die Bakhtiari bilden einen der noch existierenden nomadischen und semi-nomadischen Stämme im Zagrosgebirge, das im Südwesten Irans liegt. Sie leben ein Leben zwischen Traditionen und der langsam näher rückenden modernen Ära. Die jüngeren Generationen unterstützen oft die Herbst- und Frühjahrswanderungen durch die Berge.
Allerdings werden immer mehr Bakhtiari zu semi Nomaden, da sie aufgrund extremer klimatischer Lebensbedingungen das Leben in den Städten bevorzugen. Die Dokumentation zeigt ein nahezu vergangenes Leben, das einst für Freiheit und Weite stand. Die Strenge und der Rhythmus der Natur stehen im Gegensatz zu den Annehmlichkeiten eines festen Zuhauses. Am Rand von Tradition und Moderne leben sie weiterhin das Leben, das sie kennen, und versuchen kontinuierlich, ihren Platz zu finden.
Zusammenarbeit mit Miriam Stanke und Benjamin Raßbach.
Bakhtiari - Nomads of Iran (2012)
The Bakhtiari form one of the still existing nomadic and semi nomadic tribes in the Zagros mountains, located in the South West of Iran. They live a life between traditions and the slowly approaching modern era. The younger generations often support the autumn and spring migration through the mountains.
However, more and more Bakhtiari become semi nomads as they prefer living in the cities due to extreme climatic as well as living conditions. The documentation that portrays an almost bygone life which once stood for freedom and wideness. The severity and the rhythm of nature stand opposite to the conveniences of a permanent home. Being on the edge of tradition and modernity, they keep on living the life they know and continuously try to find their place.
Collaboration project with Miriam Stanke and Benjamin Raßbach
Cabeza de Vaca (2023)
Der Vulkanausbruch auf La Palma begann am 19. September 2021 und dauerte bis zum 13. Dezember. Er trat am Vulkan Cumbre Vieja auf und ging mit starken Erdbeben und explosiven Eruptionen einher. Etwa 3.000 Menschen mussten evakuiert werden, und über 1.500 Gebäude wurden zerstört. Die Lava erreichte das Meer und verursachte gefährliche chemische Reaktionen sowie große Aschewolken, die den Flugverkehr beeinträchtigten.
Die Auswirkungen waren erheblich: Die lokale Wirtschaft, insbesondere die Landwirtschaft, erlitt massive Schäden. Die spanische Regierung und internationale Organisationen mobilisierten Unterstützung für die Evakuierten und zur Bekämpfung der Folgen. Der Ausbruch veränderte die Landschaft der Insel nachhaltig und verdeutlichte die geologischen Risiken auf den Kanarischen Inseln. Die Rehabilitation wird voraussichtlich Jahre in Anspruch nehmen.
Die Bilder sind 2 Jahre nach dem Ausbruch entstanden.
Cabeza de Vaca (2023)
The volcanic eruption on La Palma began on September 19, 2021, and lasted until December 13. It occurred at the Cumbre Vieja volcano and was accompanied by strong earthquakes and explosive eruptions. Approximately 3,000 people had to be evacuated, and over 1,500 buildings were destroyed. The lava reached the sea, causing dangerous chemical reactions and large ash clouds that disrupted air traffic.
The impact was significant: the local economy, particularly agriculture, suffered massive damage. The Spanish government and international organizations mobilized support for the evacuees and to address the aftermath. The eruption permanently altered the island's landscape and highlighted the geological risks on the Canary Islands. Rehabilitation is expected to take years.
The images were taken two years after the eruption.
Kumbh Mela, Indien (2019)
Die Kumbh Mela 2019 in Prayagraj, Indien, stellte eines der größten religiösen Feste der Welt dar. Millionen von Pilgern strömten an die heiligen Ufer der Flüsse Ganga, Yamuna und Sarasvati, um an rituellen Tauchgängen teilzunehmen, die als Sühne für Sünden gelten.
Über mehrere Wochen hinweg erlebte die Stadt ein pulsierendes Fest mit religiösen Zeremonien, kulturellen Programmen und spirituellen Diskussionen. Die Kumbh Mela vereinte Menschen aus unterschiedlichsten Regionen und Hintergründen, die in einem tiefen Gefühl der Gemeinschaft und Spiritualität zusammenkamen.
Besonders bedeutend war die Mela 2019, da sie das 50. Jubiläum der UNESCO-Anerkennung als immaterielles Kulturerbe feierte.
Kumbh Mela, India (2019)
The Kumbh Mela 2019 in Prayagraj, India, was one of the largest religious festivals in the world. Millions of pilgrims flocked to the sacred banks of the rivers Ganga, Yamuna, and Sarasvati to participate in ritual baths, which are believed to atone for sins.
Over several weeks, the city experienced a vibrant festival filled with religious ceremonies, cultural programs, and spiritual discussions. The Kumbh Mela brought together people from diverse regions and backgrounds, united in a deep sense of community and spirituality.
The 2019 Mela was particularly significant as it celebrated the 50th anniversary of UNESCO recognition as an intangible cultural heritage.
Selected Portraits (ongoing)
Rajasthan, India (2024)
South India (2024)
Sicily, Italy (2023)